Ausstellung in München: “Fremde im Visier”

kameraBilder vom 2. Weltkrieg haben wir alle zuhauf im Kopf. Ganz überwiegend sind es Bilder und Filme, die von Kriegsberichterstattern auf beiden Seiten angefertigt worden sind. Durch die andauernde und perpetuierte Aufarbeitung des 2. Weltkrieges durch Film und Fernsehen sind diese Bilder mehr und mehr in unser kollektives Bewusstsein übergegangen.

Eine Ausstellung im Münchener Stadtmuseum (“Fremde im Visier“, noch bis Ende Februar 2010) zeigt eine andere Bildwirklichkeit aus dem Krieg, die mindestens ebenso authentisch ist wie die bekannten Bilder der Profis: Amateuraufnahmen deutscher Soldaten aus dem Krieg. Durch die Ausstellung ganzer Fotoalben einzelner Soldaten bekommt der Betrachter ein sehr eindrucksvolles Erlebnis davon, wie Krieg für einen einzelnen Betroffenen aussehen kann. Während bei Guido Knopp und seinen Helfern das große Bild, die Makroperspektive im Vordergrund steht, nähert man sich hier den Ereignissen aus dem Blickwinkel des einzelnen Beteiligten.

Natürlich ist diese Perspektive nie objektiv – dafür lässt sich aus der Auswahl der Motive und auch aus der kommentierenden Beschriftung sehr eindrucksvoll zeigen, mit welcher Einstellung die Betroffenen in den Kampf gezogen waren. Interessant sind auch Unterschiede im Blick auf Land und Einheimische im Osten und im Westen: Im Osten wurde Juden und auch sowjetische Kriegsgefangene häufig in ekelhaft überheblicher Perspektive abgebildet – offenbar war die Rassenideologie auch an der “Basis”, bei den einfachen Soldaten, erstaunlich weit ins Unterbewusstsein gesickert oder schon vor dem Nationalsozialismus vorhanden. Bilderalben aus Italien oder Frankreich erwecken hingegen häufig den Eindruck einer ausgedehnten Urlaubsreise.

Wer es nicht bis Ende Januar in den tiefen Süden der Republik schafft, dem sei der Begleitband empfohlen.

Bild: alf sigaro (via Flickr), Lizenz.

veröffentlicht am 23. December 2009 um 19.59 Uhr
in Kategorie: In der Welt

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