Huhn mit Pflaume (1000 Filme: 15)

08.01.12, 20.00 Uhr, Studio Kiel, 5,50 € (ermäßigt)

08.01.12, 20.00 Uhr, Studio Kiel, 5,50 € (ermäßigt)

Gestern abend, wie so oft in diesem Pseudo-Winter, war es angenehm mild, fast frühlingshaft. M. und ich gingen vom Kino nach Hause zurück, die Holtenauer Straße entlang, mit Window Shopping bei dem einen oder anderen Schuhgeschäft bzw. Comic-Laden.

Wenn man zu zweit oder in einer Gruppe im Kino war – wann fängt man an, über den Film zu reden? Früher war ich mal eine Zeit lang sehr häufig im Kino, manchmal zwei-, dreimal in der Woche, immer mit den selben Freunden. Wir sprachen eigentlich nie über die Filme, wenn wir aus dem Kino kamen. Über viele Filme sprachen wir gar nicht, über andere erst Tage, Wochen später.

M. und ich redeten gestern abend gleich über den Film, den wir gerade gesehen hatten: Poulet aux prunes, bzw. auf deutsch: Huhn mit Pflaume, von der aus dem Iran stammenden, in Paris lebenden Marjane Satrapi. Persepolis war ihr großer Erfolg gewesen vor ein paar Jahren, den hatten wir auch gesehen, und er hatte uns beiden gefallen, wie auch mir die Comicvorlage gefallen hat, den ich mir danach gekauft habe (oder war es davor?) Gestern abend waren wir uns nicht einig in der Einschätzung des Films. Während ich den Film gut fand, interessant, inspirierend, ästhetisch (wegen seiner Ligne claire-Haftigkeit) – fand M. ihn zwar in der zweiten Hälfte “ok”, aber fragte sich zumindest während der ersten Hälfte, ob es nicht schade um die 5,50 € Eintritt gewesen wäre.

Ob man Poulet aux Prunes mag, hängt davon ab, ob man die Hauptfigur in diesem Film mag. Nasser Ali, ein fünfzigjähriger Violonist, dessen Geige zerbrochen wurde und der daraufhin beschließt (nachdem er keinen gleichwertigen Ersatz finden kann), nicht nur das Geigespielen forthin zu unterlassen, sondern auch sein Leben überhaupt zu beenden. Er zieht sich in sein Zimmer zurück, legt sich in sein Bett, und lässt sich auch von dem von seiner verzweifelten Frau für ihn zubereiteten Lieblingsgericht – das titelgebende Pflaumenhuhn – nicht davon abhalten zu sterben. Eine gute Woche später ist er tatsächlich dahingeschieden.

M. meint, Nasser-Ali sei ein Scheusal. Ich hingegen kann seine Entscheidung nachvollziehen (im Laufe des Films immer mehr). Aber, wie gesagt: Der Film steht und fällt mit der Glaubwürdigkeit von Nasser-Alis Entscheidung. Die einen können sie nachvollziehen, die anderen nicht.

Der Film zeigt unterdessen in vielen Rückblicken und auch einigen Vorausblicken, was mit den anderen Familienmitgliedern, mit den beiden Kindern, passiert bzw. passiert ist, und vor allem wird der Grund für Nasr Alis Verbitterung, wird seine Lebensgeschichte erzählt. Die größte Leistung (so finde ich) ist es, dass der Film eigentlich eine todtraurige Geschichte erzählt, trotzdem aber (so finde ich) eine lebensbejahende, positive Stimmung vermittelt.

(Noch ein Satz zum Schluss: Iranische Politik und Geschichte kommt im Film recht wenig vor, zumindest auf den ersten Blick, und ich finde, dass das dem Film gut tut.)

veröffentlicht am 9. January 2012 um 21.04 Uhr
in Kategorie: 1000 Filme

2 Kommentare »

  1. Hm, fast ein Jahr ist vergangen 😀

    Habt ihr schon den neuen Woody Allen Film gesehen?
    🙂

    Comment by Zsu — 25. January 2014 @ 08:54

  2. ich meine 2!!! Jahren! :DDD
    🙁

    Comment by Zsu — 25. January 2014 @ 08:55

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