Alberto Moravia: Die Lichter von Rom (1000 Bücher: 5)

Alberto Moravia: Die Lichter von Rom. Neue römische Erzählungen, aus dem Italienischen übersetzt von Katarina Helmling, München 1965.

Die Lichter von Rom (Via Nazionale, Mai 1998)

Die Lichter von Rom (Via Nazionale, Mai 1998)

Alberto Moravia ist ein Schriftsteller, den heute kaum jemand kennt. Dabei wurde er um 1970 sogar als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt, wie ich einem Rezensionstext der Welt am Sonntag entnehme, der auf dem Umschlag meines uralten rororo-Heftchens (vom Flohmarkt) abgedruckt ist.

Moravias racconti romani sind kurz: keine ist länger als sechs Seiten, und das macht die Lektüre recht angenehm, weil man sie immer mal zwischendurch lesen kann. Er erzählt kleine Episoden aus dem Alltag der einfachen Menschen, immer aus der Perspektive eines Ich-Erzählers. Heute gibt es ja gar keine “einfachen Leute” – in diesem positiven Sinne verstanden – mehr, aber vor 40 Jahren muss das in Italien noch anders gewesen sein: Die Geschichten sind voll mit Arbeitern, Tankwarten, Kaffeebarangestellten, Blumenverkäuferinnen, die im Leben nicht viel mehr vorhaben als über die Runden zu kommen, vielleicht zu heiraten und ein kleines wenig sozialen Aufstieg zu schaffen:

Du hast leicht reden, du bist immer in Rom. Hast Du denn eine Ahnung, was es heißt, in Campagnano zu leben? Bestimmt nicht. Hier in Rom gibt’s doch Geschäfte, Kinos, Cafés, Autos, Straßen, auf denen Betrieb ist, und Lichter –

Moravia streut in die Erzählungen viele Namen von Straßen und Plätzen in Rom ein, und die Protagonisten trinken meistens entweder Espresso in der Kaffeebar oder Wein aus offenen Flaschen in der Osteria. Dabei ist all das, was erzählt wird, nie kitschig, sondern in bestem Sinne unterhaltend. – Empfehlenswert!

veröffentlicht am 26. January 2009 um 21.32 Uhr
in Kategorie: 1000 Bücher

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