American Places IV: Mount St Helens
Kann man sich einen Kubikkilometer vorstellen? Einen Würfel von 1000 Meter Kantenlänge? Ein Kubikkilometer entspricht einer Milliarde Kubikmeter. Wenn man ein Gewicht von nur einer Tonne pro Kubikmeter annimmt, wären das also 1 Milliarde Tonnen. Ich will das nicht in Güterzüge usw. umrechnen, aber es ist verdammt viel.
Am Vormittag des 18. Mai 1980 haben sich am Nordhang des Mount St. Helens in Washington ungefähr 2,8 Kubikkilometer Erdreich auf einmal in Bewegung gesetzt und sind innerhalb weniger Sekunden weggerutscht, woraufhin sich das brodelnde Innere des Vulkans, der schon seit Wochen wie ein Dampfkochtopf unter Überdruck stand, mit Geschwindigkeiten von über 1.000 km/h entladen hat. Das Ergebnis war eine verwüstete Fläche von annähernd 1.000 Quadratkilometern, Tausende tote Tiere, 600 Quadratkilometer Wald (hätte ausgereicht, um 300.000 Einfamilienhäuser zu bauen), flachgemäht wie sprichwörtliche Streichhölzer, ein See, dessen Inhalt knapp 200 Meter hoch den Hang eines Hügels hoch- und wieder zurückschwappte. 50 Tote, teilweise begraben unter 180 Meter Schutt.
Selbst heute, 30 Jahre später, kann man der Landschaft diese Katastrophe noch deutlich ansehen. Zwar wird sich die Natur das Umland des Vulkans mehr und mehr zurückholen, doch der Berg selbst, der vorher so schön symmetrisch aussah wie der Berg Fuji in Japan, erinnert jetzt eher an einen hohlen Zahn.
Es drängt sich der Eindruck auf, dass das Land der Superlative auch bei den Naturkatastrophen ganz vorne mitspielen muss. Auf jeden Fall ist ein Besuch am Mount St Helens sehr eindrucksvoll und zeigt einmal mehr, auf was für einer empfindlichen Grenzschicht zwischen kochendem Erdinneren und luftleerem Weltraum unsere Existenz sich abspielt.
veröffentlicht am 2. August 2010 um 15.40 Uhr
in Kategorie: American Places
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