Still Walking (1000 Filme: 14)
L’ Enfer, c’est les autres.
Still Walking ist ein sehr japanischer Film. Es geht um eine Familie, die aus Anlass des Geburtstages des ältesten, vor einigen Jahren bei einem Unglück verstorbenen Sohns im elterlichen Haus für ein Wochenende zusammenkommt. Das Haus ist ein traditionelles japanisches Haus in einer Kleinstadt an der Küste, mit Tatami-Matten und Schiebetüren und einem kleinen Garten. Man sieht, wie Japaner wohnen (ohne dass es unrealistisch oder kitschig oder museal wirkt). Allein dafür lohnt es sich schon, diesen Film anzusehen.
Familie ist in Japan sehr wichtig, und “Familie” bedeutet dort, vielleicht mehr als bei uns, Dinge wie Respekt, Tradition, Ehre. So kann man in diesem Film einer Familie 24 Stunden lang dabei zusehen, wie sie sich gegenseitig mit zu hohen Erwartungen und falschem Stolz begegnen und beschädigen. Der Film spielt dabei fast ausschließlich in dem Haus, und es passiert die ganze Zeit nicht viel mehr, als dass die Familie Zeit miteinander verbringt, kocht, redet, schläft, dass Besuch bekommt oder man einmal durch den weitgehend menschenleeren Ort läuft. Trotzdem gelingt es dem Regisseur Hirokazu Koreeda, eine ganze Reihe von Personen zu zeigen, die alle eine glaubwürdige und interessante Geschichte haben.
Doch irgendwann merkt man, dass diese innerfamiliären Zusammenhänge auch bei uns in Europa nicht viel anders sind. Es ist wirklich eine “ganz normal gestörte Familie” (Zeit). Wahrscheinlich sind alle Familien so, nicht nur in Japan. Familien, die auf den ersten Blick doch nicht so sind, sind wohl häufig in Wahrheit – hinter der Fassade – nur noch schlimmer.
veröffentlicht am 8. February 2011 um 20.19 Uhr
in Kategorie: 1000 Filme