Albert Camus: Die Pest (1000 Bücher: 11)
Albert Camus: Die Pest. Roman, aus dem Französischen übersetzt von Guido C. Meister, Hamburg 1950.
Camus beschreibt in fünf Akten das Drama einer Pestepidemie im französisch-algerischen Oran. Mit einer rätselhaften Rattenheimsuchung beginnt die Krankheit, bald darauf sterben die ersten Menschen. Die Behörden reagieren zögerlich, weil sie nicht an einen Ausbruch der Pest im 20. Jahrhundert glauben wollen, doch als die Todeszahlen ansteigen, wird die Stadt abgeriegelt – bis schließlich viele Monate später die Pest zurückgeht und das normale Leben wieder einsetzt.
Im Laufe des Romans wird deutlich, dass Camus die Pest als Chiffre verwendet für den Zweiten Weltkrieg, der gerade zu Ende gegangen war, als er den Roman schrieb. Es werden die Schicksalswege einiger Personen während der Epidemie nachgezeichnet, die der anonymen, riesenhaften und bedrohlichen Krankheit ebenso hilflos gegenüberstehen wie den mitunter drakonischen Maßnahmen der Behörden. Das Ergebnis ist eine packend zu lesende, sehr plastische Schilderung menschlicher Ohnmacht angesichts überwältigender Zeitumstände.
In der Erinnerung erscheinen die fürchterlichen Tage der Pest denjenigen, die sie erlebten, nicht als große, endlos grausame Flammen, sondern viel eher als endlose Tretmühle, die alles zermalmte. (S. 103)