Für Elise
Viel Farbe, viel Metall. Alles Gute zum Geburtstag, Schätzken!
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Viel Farbe, viel Metall. Alles Gute zum Geburtstag, Schätzken!
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Durch unseren Aufenthalt am ungarischen Parlament konnten wir aber einen echten Skandal der Privatisierung im Bereich der Landwirtschaft aufdecken. Ganz offensichtlich ist es der Verwaltung des Parlaments gelungen, unmittelbar nach der Wende eine größere Geflügelkolchose (dem Vernehmen nach in der Nähe von Kiskunfélegyháza [sprich: Kischkuhnfehledjhahsa]) für einen Apfel und ein…, also, auf jeden Fall für einen sehr günstigen Preis zu übernehmen. Woher wir das wissen? Nun, man muss nur mal einen Blick werfen auf die Speisekarte der Parlamentskantine (die übrigens auf den schönen Namen “Gala Party Service” hört):
Montag: Hähnchenschnitzel mit Reis
Dienstag: Hähnchenkeule mit Pommes
Mittwoch: Paniertes Hähnchenbrustfilet mit Kartoffeln
Donnerstag: Hühnergulasch, dazu auf Wunsch ein Ei
Freitag: Hähnchenschaschlik mit Paprika
Vielleicht werde ich hier noch zum Vegetarier. Oder ich esse im Dezember in Deutschland einen Monat lang nur Schweinefleisch. Jeden Tag.
[Bild: Wikipedia, Lizenz]
Ich habe schon vor vielen Jahren meinen Fernseher verkauft und spare mir seitdem den Fernsehanteil der GEZ-Gebühren. Ich habe es bis heute keinen Tag lang bereut. Nicht alles, was gesendet wird, aber zumindest doch der Großteil des Programms ist einfach eine Beleidigung jedes halbwegs intelligenten Menschen. MRRs Auftritt zeigt, dass es sich keinesfalls um den irrationalen Ausbruch eines Tattergreises gehandelt hat, sondern um die kritische Äußerung eines Menschen, der auch mit 88 Jahren noch erfreulich klar denken kann.
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Untergebracht bin ich hier in Budapest in der Zrínyi Miklós Nemzetvédelmi Egyetem (kurz ZMNE). Wörtlich übersetzt heißt das: Nikolaus Zrínyi-Landesverteidigungsuniversität. Die ZMNE ist eine Bildungseinrichtung der ungarischen Armee, und das Gelände hier ist eine Mischung aus Kaserne und Universität. Man merkt das daran, dass die Studenten zwar Uniform tragen und sich im Gleichschritt über das Gelände bewegen, aber alle die gleiche schwarze Aktentasche dabei haben. Jeden Morgen treten die Studenten auf dem Appellplatz in Uniform an und exerzieren etwas in der Gegend herum. An manchen Tagen gibt’s dazu schmissige Marschmusik. Den Rest des Tages scheinen sie mit weniger militärischen Zeitvertreiben zu verbringen; irgendeine Waffe habe ich hier zumindest noch nicht gesehen. Ich habe mich bisher nicht getraut, die Soldaten zu fotografieren.
Es ist natürlich eine gemeine Ironie des Lebens, dass ausgerechnet ich – als Kriegsdienstverweigerer! – einmal für zwei Monate in einer Kaserne leben soll. Aber es hat auch seine Vorteile. Der Stadtteil hier ist wohl, nunja, zeitweilig etwas seedy. Und weil zwei Seiten des Gästehauses, in dem wir hier untergebracht sind, direkt an das Ghetto benachbarte Stadtviertel grenzen, hat man ganz militärisch-pragmatisch mit Gittern vor den Fenstern, haufenweise Überwachungskameras und einigen Rollen Stacheldraht nachgeholfen. Dadurch hat das ganze mitunter den Flair eines Gefängnisses, aber ich möchte nicht unfair sein: Immerhin ist das Gebäude in diesem Sommer frisch renoviert worden. Und vor meinem Fenster sind keine Gitter, sondern nur Stacheldraht.
Unser Ansprechpartner hier, Imre, liest uns jeden Wunsch von den Lippen ab. Seine Familie kam ursprünglich aus Serbien, was irgendwas mit den Türken zu tun hat, und er macht serbischen Volkstanz. Serbische Volksmusik klingt genauso wie bayerische, ganz anders als die ungarische. Dass ich das alles weiß, zeigt, dass der gute Imre sich nicht nur um uns kümmert, sondern in seinen Ausführungen mitunter leicht abschweift. Er kann ein paar Worte deutsch, aber seit ich den Fehler gemacht habe, ihm zu verraten, dass ich ein paar Worte ungarisch spreche, unterhalten wir uns unterhält er mich nur noch auf ungarisch.
Ansonsten ist alles natürlich straff militärisch durchorganisiert: Wir haben einen Ausweis fürs Tor, den aber nie jemand kontrolliert, wenn man die dort sitzenden Wachen anlächelt und mit forschem Schritt vorbeieilt. Und die neue Waschmaschine, die Imre uns versprochen hat, kommt zuverlässig “morgen”, seit vorletztem Freitag.
Dieser Eintrag ist Teil des Berichts zur Frankreichreise im September 2008.
Durch Zufall kamen wir im Südosten Frankreichs durch den kleinen Ort Hières-sur-Amby (frz. Wikipedia) und sahen an einer Kreuzung ein Hinweisschild zur “Site de Larina 10 km”. Wir wussten nicht, was Larina war, waren aber neugierig genug, es herauszufinden. Der Ort Hières liegt unterhalb einer steilen Felswand, und die Ausschilderung nach Larina führte uns über eine kleine Straße an eine Stelle direkt oberhalb des Ortes auf dem hier abbrechenden Felsplateau.
An einem kleinen Parkplatz endete die Straße. Einige hundert Meter weiter fanden wir schließlich die Ausgrabung einer antiken Siedlung. Viel mehr als die Grundmauern einiger Gebäude gab es nicht zu sehen, aber die Lage der Siedlung war wirklich sehr gut gewählt, denn an drei von vier Seiten ist der Ort von steil abfallenden Felswänden umgeben (Luftbild). Larina wurde noch in vorrömischer Zeit von den Allobrogern gegründet, dann romanisiert, und schließlich in merowingischer Zeit aufgegeben.
Neben den Grundmauern einiger Gebäude gibt es noch einige Gräber zu sehen:
Larina ist eine der vielen kleinen Sehenswürdigkeiten in Frankreich, die man wohl in kaum einem Reiseführer findet, die aber dennoch sehr sehenswert sind. Es lohnt sich meistens, wenn man den kleinen Hinweisschildern an den Durchgangsstraßen folgt.
Nicht zuletzt den Ungarn ist es zu verdanken, dass 1989 die Mauer fiel und ein knappes Jahr später Deutschland wiedervereinigt werden konnte: Die Grenzöffnung von Ungarn zu Österreich hatte im Sommer 1989 das erste Mal eine Massenflucht von DDR-Bürgern gen Westen ermöglicht und den Anfang vom Ende des SED-Staates eingeleitet.
Seit damals sind die ungarisch-deutschen Beziehungen durch eine besondere Nähe geprägt, die hier am 3. Oktober im Ungarischen Parlament sehr deutlich wurde. Es ist immerhin schon eine besondere Geste, dass der Präsident des Deutschen Bundestages (Norbert Lammert) am Nationalfeiertag nicht im Heimatland, sondern hier in Budapest war und sich mit der ungarischen Parlamentspräsidentin (Katalin Szili) getroffen hat.
Am 3. Oktober konnte man sich hier also durchaus zu Hause fühlen. Der gelungene Empfang der Deutschen Botschaft in der Kunsthalle am Heldenplatz trug dazu ebenso bei wie ein freundlich-warmer Spätsommertag, an dem man sich auch abends um elf noch an der freien Luft aufhalten konnte, ohne zu frieren.
Heute morgen bin ich von Hamburg nach Budapest geflogen. Bis zum 1. Dezember werde ich in Ungarn bleiben, und zwar als Stipendiat des Ungarischen Parlaments. Zusammen mit drei anderen deutschen Stipendiaten will ich mir zwei Monate lang ansehen, wie es dort zugeht. Natürlich soll auch auf tapastalatukat.de davon berichtet werden. Das Programm des Parlaments fängt am Mittwoch (1.10.) an; ich habe also noch ein paar Tage Zeit, um zusammen mit M. die Familie meiner Schwiegermutter zu besuchen.
Seit dem Sommer 2003, als ich zum ersten Mal hier war, fühle ich mich jedesmal wie zu Hause, wenn ich die Grenze oder den Flughafen hinter mir gelassen habe. Also, auf ein Neues: Újra itthon…
Eines der großen Projekte der rot-grünen Koalition ist der Ausstieg aus der Atomenergie gewesen. Auch wenn einige in der SPD und ganz vereinzelt sogar bei den Grünen in neuerer Zeit etwas zurückrudern, so stehen doch beide Parteien weiterhin im großen und ganzen hinter dieser Entscheidung.
Ob die friedliche Nutzung der Kernenergie richtig ist oder nicht, lässt sich lang und breit diskutieren. Ich bin schon seit Jahren der Meinung, dass wir in Deutschland einen Ausstieg vom Ausstieg brauchen. Die Alternative zur billigen und weitestgehend CO²-neutralen Atomenergie ist nämlich in der Praxis hauptsächlich nicht Sonnen-, Wind- und andere regenerative Energie, sondern das Verbrennen fossiler Brennstoffe, in Deutschland insbesondere auch von Braunkohle. Und jeder, der meint, ein Atomkraftwerk verschandele die Landschaft, sollte sich mal ansehen, was ein Braunkohletagebau mit der Landschaft macht.
Auf dem Weg nach Frankreich taten wir genau das. Der Tagebau Garzweiler liegt nicht weit von Köln und ist auf der Straßenkarte als großer weißer Fleck zu erkennen – die postmoderne Form der Terra incognita sozusagen. Das Tagebaugebiet wird gerade wieder um einige Quadratkilometer nach Westen ausgedehnt. Am Rand – nur ein, zwei Minuten von der Autobahn – gibt es vom Betreiber RWE einen Aussichtspunkt über das Abbaugebiet. Bis zum im Dunst verschwindenden Horizont sieht man dort nichts als eine Mondlandschaft. Die RWE-Leute, die dort an der Abbruchkante einen Picknicktisch aufstellen ließen, müssen wirklich äußert sarkastische Zeitgenossen sein.
Weitaus schlimmer sieht es aber in den Dörfern aus, die in den nächsten Monaten oder Jahren abgebaggert werden. Gleich neben der Autobahn liegt Pesch, ein kleines Straßendorf. Ein, zwei Häuser vielleicht sind dort noch bewohnt. In kurzer Zeit wird hier nichts mehr sein.
Hinter Pesch kam früher das wesentlich größere Otzenrath – heute ist davon nicht mehr viel zu sehen. Noch vor den Abbaubaggern wird jeder Baum gefällt und geschreddert, alles Menschgemachte an der Oberfläche vernichtet, selbst der Asphalt der Straßen wird abgetragen.
Im nebenan gelegenen Spenrath kann man zusehen, wie ein ganzes Dorf vernichtet wird.
Natürlich passiert das alles im Rahmen eines rechtlich klar geregelten Entschädigungsprozesses. Niemand verliert hier seine Existenz. Trotzdem ist die Vernichtung über Jahrhunderte gewachsener Orte und einer Kulturlandschaft ein sehr, sehr hoher Preis für eine Politik, die auf einfacher Unkenntnis über naturwissenschaftliche Zusammenhänge und auf Panikmache fußt.
Am Abend des 15. September 1931 saß meine Oma, damals knapp 23 Jahre alt, mit ihrer zukünftigen Schwägerin Maria hier bis 2 Uhr morgens zusammen und war erstaunt, wie genau ihre Eltern diese Maria unter die Lupe nahmen. 77 Jahre später – wenn auch nicht bis 2 Uhr morgens – saßen wir dort in der ehemaligen Schalterhalle und aßen einen Thunfisch-Krabben-Salat “Catarina dei Medici” (6,50 €) bei Francesco, der übrigens gut schmeckte.
Wohl jeder Norddeutsche, der ab und zu auf der A1 nach Süden fährt, kennt sie: Die Brückenraststätte Dammer Berge, direkt oberhalb der Autobahn gelegen. Auf der Frankreichreise führte unser Weg natürlich auch über die A1, und inspiriert von Marc, der der Raststätte mit seinem moorbraunen Dickschiff vor einigen Wochen einen Besuch abstattete, wollten wir es diesmal auch wissen. Für mich war es sogar schon das zweite Mal: Am 13. September 2002, also fast auf den Tag genau sechs Jahre vorher, war ich schon einmal (auf dem Weg zur Fähre nach Harwich) dort gewesen. Von Marc wusste ich ja schon, dass dort seitdem renoviert worden war. Er hatte zuvor befürchtet, “muffig-abwaschbaren Eichenholzdekor-Charme einer deutschen Autobahnraststätte aus den Siebziger Jahren” dort vorzufinden. Wir fanden jetzt etwas vor, das man auf neudeutsch wohl Food Court nennt. Nordsee, Burger King und einige andere Anbieter drängeln sich auf der doch recht kleinen Fläche der Raststätte mit dem Ergebnis, dass es dort – zumal an einem Sonntagnachmittag – viel zu voll ist. 2002 gab es dort in der Tat noch typisch deutsch-labberigen Filterkaffee, und wenn man auf den coolen Plätzen direkt über den unter einem vorbeischießenden Fahrzeugen sitzen wollte, musste man – so erinnere ich es zumindest – à la carte bestellen. Das ist heute also besser. Aber früher hatte das ganze irgendwie mehr Charme, der Innenraum wirkte viel luftiger, während er jetzt mit Fast Food-Einbauten zugestellt ist. Schade. Statt deutschem Filterkaffee gibt’s jetzt einigermaßen schmeckenden Automatenkaffee, und wer die Toilette benutzen möchte, darf dafür 50 Cent einwerfen. So sieht wohl Fortschritt aus.